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Freitag, 6. Mai 2016
Feiertag=freier Tag
dorn im auge, 02:59h
Ich sitze auf meiner Veranda und genieße zweifach - das herrliche Wetter und den banalen Umstand, dass ich nicht arbeiten muß. Es mag Menschen geben, die sich durch ihre Arbeit definieren - ich gehöre definitiv nicht dazu. Vieleicht habe ich einfach nur den falschen Job. Ich bin da gelandet, wo ich niemals hin wollte.
In der DDR gab es zwei Schulfächer, die den Heranwachsenden auf auf seinen Eintritt in das Berufsleben vorbereiten sollten - ESP und PA.
ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) vermittelte den theoretischen Überbau der planwirtschaftlichen Überlegenheit über die kapitalistischen Produktionsmethoden jenseits der Grenze. Wähnte man sich doch unter den 10 führenden Industrienationen der Welt.
PA (Praktische Arbeit) war die Schockbehandlung mit real-sozialistischer Rückständigkeit. Dass Theorie und Praxis so weit auseinander liegen konnten, hätte ich nie für möglich gehalten.
Damals wuchs in mir die feste Überzeugung, unter keinen Umständen mein restliches Leben mit solch monotonen und stumpfsinnigen Arbeiten zu vergeuden.
Aber es kam natürlich alles ganz anders. Mit der Wende kam auch die Sorge, überhaupt Arbeit zu haben. Glücklicherweise standen sofort hilfsbereite Altbundesbürger auf der Matte, die einem die Vorzüge freier Arbeitsplatzwahl auf dem Silbertablett servierten.
Versicherungsvertreter, Autoverkäufer, Vertriebsprofi - das Angebot war schier unerschöpflich.
So mancher Familienfrieden wurde massiv gestört, weil man als ahnungsloser Laie zuerst die engsten Verwandten mit überteuerten Staubsaugern und unnötigen Versicherungspolicen bombardierte.
Weil mich die Aussicht auf sinnentleerte Fließbandarbeit in einer dunklen Halle so sehr schreckte, habe ich damals Jobs angenommen, die mich bei heutiger Betrachtung nur noch mit dem Kopf schütteln lassen.
Als meinen persönlichen Tiefpunkt auf dem Parkett obskurer Arbeiten muß wohl meine Tätigkeit für die Rohstoff- und Devisenvermittlungs-Gesellschaft (RDV) in Berlin gelten. Mit einem DIN A-4 Blatt Eckdaten und null Fachwissen ausgestattet, versuchte ich, Mittelständlern telefonisch 10 Tsd. DM schwere Warentermingeschäfte zu verkaufen. Weil ich (Gott sei Dank!) keinen einzigen Abschluss hinkriegte, wurde mir mit der Begründung, ich sei nicht skrupellos genug, ziemlich schnell gekündigt. Was soll ich sagen, Telefonterror war und ist nicht meine Sache!
Nach vielen weiteren Irrwegen und Sackgassen bin ich nun an dem Punkt angekommen, an dem die besorgte Frage, ob die arbeitsbedingte psychische Degenerierung schwerer wiegt als die andauernden physischen Grenzgänge, langsam aber sicher existenzielle Bedeutung bekommt.
Schlechter Job + gute Bezahlung wäre auszuhalten; guter Job + schlechte Bezahlung wäre Verhandlungssache; schlechter Job + schlechte Bezahlung geht gar nicht. Von der optimalen Variante wage ich im Moment nicht mal zu träumen.
Das kann es doch nicht gewesen sein?!
Bei der Aussicht auf eine Restarbeitszeit von über 20 Jahren mit anschließender Altersarmut wird mir ganz anders.
Vieleicht wäre alles leichter zu ertragen, wenn ich mich mit der BILD-Zeitung in der Hosentasche auf den Dresdner Opernplatz stelle, mein Mütchen an Flüchtlingen und Lügenpresse kühle und ansonsten die Nachrichtenbeschaffung auf Promi-Klatsch und Fußballergebnisse beschränke.
Doch was mache ich Idiot statt dessen? Quäle mich in masochistischer Selbstgeißelung mit den neuesten Publikationen von Sahra Wagenknecht und Michael Schmidt-Salomon.
Totschka! Punkt!
Ich lege jetzt den Stift beiseite und mache das, was wahrscheinlich 90% aller Männer heute machen - ich lasse mir die Sonne in's Gesicht scheinen und trinke ein Bier.
Schließlich ist Christi Himmelfahrt, Vatertag, Herrentag - Hauptsache freier Tag!
In der DDR gab es zwei Schulfächer, die den Heranwachsenden auf auf seinen Eintritt in das Berufsleben vorbereiten sollten - ESP und PA.
ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) vermittelte den theoretischen Überbau der planwirtschaftlichen Überlegenheit über die kapitalistischen Produktionsmethoden jenseits der Grenze. Wähnte man sich doch unter den 10 führenden Industrienationen der Welt.
PA (Praktische Arbeit) war die Schockbehandlung mit real-sozialistischer Rückständigkeit. Dass Theorie und Praxis so weit auseinander liegen konnten, hätte ich nie für möglich gehalten.
Damals wuchs in mir die feste Überzeugung, unter keinen Umständen mein restliches Leben mit solch monotonen und stumpfsinnigen Arbeiten zu vergeuden.
Aber es kam natürlich alles ganz anders. Mit der Wende kam auch die Sorge, überhaupt Arbeit zu haben. Glücklicherweise standen sofort hilfsbereite Altbundesbürger auf der Matte, die einem die Vorzüge freier Arbeitsplatzwahl auf dem Silbertablett servierten.
Versicherungsvertreter, Autoverkäufer, Vertriebsprofi - das Angebot war schier unerschöpflich.
So mancher Familienfrieden wurde massiv gestört, weil man als ahnungsloser Laie zuerst die engsten Verwandten mit überteuerten Staubsaugern und unnötigen Versicherungspolicen bombardierte.
Weil mich die Aussicht auf sinnentleerte Fließbandarbeit in einer dunklen Halle so sehr schreckte, habe ich damals Jobs angenommen, die mich bei heutiger Betrachtung nur noch mit dem Kopf schütteln lassen.
Als meinen persönlichen Tiefpunkt auf dem Parkett obskurer Arbeiten muß wohl meine Tätigkeit für die Rohstoff- und Devisenvermittlungs-Gesellschaft (RDV) in Berlin gelten. Mit einem DIN A-4 Blatt Eckdaten und null Fachwissen ausgestattet, versuchte ich, Mittelständlern telefonisch 10 Tsd. DM schwere Warentermingeschäfte zu verkaufen. Weil ich (Gott sei Dank!) keinen einzigen Abschluss hinkriegte, wurde mir mit der Begründung, ich sei nicht skrupellos genug, ziemlich schnell gekündigt. Was soll ich sagen, Telefonterror war und ist nicht meine Sache!
Nach vielen weiteren Irrwegen und Sackgassen bin ich nun an dem Punkt angekommen, an dem die besorgte Frage, ob die arbeitsbedingte psychische Degenerierung schwerer wiegt als die andauernden physischen Grenzgänge, langsam aber sicher existenzielle Bedeutung bekommt.
Schlechter Job + gute Bezahlung wäre auszuhalten; guter Job + schlechte Bezahlung wäre Verhandlungssache; schlechter Job + schlechte Bezahlung geht gar nicht. Von der optimalen Variante wage ich im Moment nicht mal zu träumen.
Das kann es doch nicht gewesen sein?!
Bei der Aussicht auf eine Restarbeitszeit von über 20 Jahren mit anschließender Altersarmut wird mir ganz anders.
Vieleicht wäre alles leichter zu ertragen, wenn ich mich mit der BILD-Zeitung in der Hosentasche auf den Dresdner Opernplatz stelle, mein Mütchen an Flüchtlingen und Lügenpresse kühle und ansonsten die Nachrichtenbeschaffung auf Promi-Klatsch und Fußballergebnisse beschränke.
Doch was mache ich Idiot statt dessen? Quäle mich in masochistischer Selbstgeißelung mit den neuesten Publikationen von Sahra Wagenknecht und Michael Schmidt-Salomon.
Totschka! Punkt!
Ich lege jetzt den Stift beiseite und mache das, was wahrscheinlich 90% aller Männer heute machen - ich lasse mir die Sonne in's Gesicht scheinen und trinke ein Bier.
Schließlich ist Christi Himmelfahrt, Vatertag, Herrentag - Hauptsache freier Tag!
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Dienstag, 12. April 2016
Witzigkeit kennt keine Grenzen...
dorn im auge, 12:07h
...wird sich Herr B. gedacht haben, als er sich über mögliche Sexualpraktiken eines momentan in aller Munde (unbeabsichtigtes Wortspiel!) befindlichen Herrn E. ausließ. Ob er das Ganze auch zu Ende gedacht hat, entzieht sich meines Verständnisses.
Auf jeden Fall wollte er ein statement setzen, durch Provokation eine eindeutige Reaktion erzwingen. Wenn er damit wirklich vorführen wollte, wird sein Geheimnis bleiben.
Wir sollten ihn nicht enttäuschen. Ich plädiere dafür, ihm ein (gebührenfinanziertes) Flugticket nach Ankara zu schenken. Dort hätte er dann die Möglichkeit, sein Grimme-Preis-verdächtiges Spottverslein direkt vor dem Präsidentenpalast vorzutragen.
Und schon wäre das Problem gelöst.
Witzigkeit...
Auf jeden Fall wollte er ein statement setzen, durch Provokation eine eindeutige Reaktion erzwingen. Wenn er damit wirklich vorführen wollte, wird sein Geheimnis bleiben.
Wir sollten ihn nicht enttäuschen. Ich plädiere dafür, ihm ein (gebührenfinanziertes) Flugticket nach Ankara zu schenken. Dort hätte er dann die Möglichkeit, sein Grimme-Preis-verdächtiges Spottverslein direkt vor dem Präsidentenpalast vorzutragen.
Und schon wäre das Problem gelöst.
Witzigkeit...
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Montag, 11. April 2016
Abschied
dorn im auge, 19:18h
Die Trauerzeremonie war kurz.
Keine überflüssigen Worte.
Drei Lieder Zeit, um Abschied zu nehmen.
Jeder für sich.
Ein einzelner Trompeter begleitete den Trauerzug an die Stelle, an der mein Opa zur letzten Ruh' gebettet wurde.
Ein anonymes Grab, kein Stein.
Er wollte es so.
Als meine Oma eine Handvoll Erde in das kleine Loch mit der Urne warf, versank unsere Welt kurzzeitig in Tränen. Über 50 Jahre waren die beiden gemeinsam durch's Leben gegangen.
Alles Irdische geht irgendwann zu Ende. Danach kommt nichts.
Der Endgültige macht keine Zugeständnisse.
Wieder hat er zugeschlagen,
erbarmungslos und viel zu schnell;
hat einen Geist davon getragen,
versiegt ist jeder Lebensquell.
Wenn Leben geht, entsteht die Frage:
Was bleibt am Ende aller Tage?
Wie soll'n wir seiner nun gedenken,
wie uns're Schritte vorwärts lenken?
War der Verstorb'ne redlich, ehrlich,
für die Familie unentbehrlich?
Hat an die Liebsten er gedacht,
die Welt ein Stück nach vorn gebracht?
Bei Religionen aller Farben
läßt sich's im Diesseits leichter darben,
wenn, egal was man verbockt,
das Paradies im Jenseits lockt.
Doch dem, der ohne Religion,
erscheint es wie ein schwacher Lohn,
wenn dem, den Menschenliebe treibt,
am Ende nur die Erde bleibt,
während dessen sich auch solche,
die auf Knie'n in Sünde leben,
Lügner, Heuchler, Diebe, Strolche,
am End' zum Himmel sich erheben.
Heute ist der Tag der Trauer;
ein Häufchen Asche in der Hand.
Der Tod liegt immer auf der Lauer,
zu treiben uns ins Niemandsland.
Doch schon morgen geht es weiter,
die Aug' vom Weinen noch verklebt,
wie Schritte auf der Himmelsleiter
das Gedenken in uns lebt.
Er hat gewonnen. Jedes Mal
stürzt er uns ins Jammertal.
Doch wir sind stark und denken an
das, was er uns nicht nehmen kann.
Mach's gut Opa! Wo immer du jetzt bist.
Keine überflüssigen Worte.
Drei Lieder Zeit, um Abschied zu nehmen.
Jeder für sich.
Ein einzelner Trompeter begleitete den Trauerzug an die Stelle, an der mein Opa zur letzten Ruh' gebettet wurde.
Ein anonymes Grab, kein Stein.
Er wollte es so.
Als meine Oma eine Handvoll Erde in das kleine Loch mit der Urne warf, versank unsere Welt kurzzeitig in Tränen. Über 50 Jahre waren die beiden gemeinsam durch's Leben gegangen.
Alles Irdische geht irgendwann zu Ende. Danach kommt nichts.
Der Endgültige macht keine Zugeständnisse.
Wieder hat er zugeschlagen,
erbarmungslos und viel zu schnell;
hat einen Geist davon getragen,
versiegt ist jeder Lebensquell.
Wenn Leben geht, entsteht die Frage:
Was bleibt am Ende aller Tage?
Wie soll'n wir seiner nun gedenken,
wie uns're Schritte vorwärts lenken?
War der Verstorb'ne redlich, ehrlich,
für die Familie unentbehrlich?
Hat an die Liebsten er gedacht,
die Welt ein Stück nach vorn gebracht?
Bei Religionen aller Farben
läßt sich's im Diesseits leichter darben,
wenn, egal was man verbockt,
das Paradies im Jenseits lockt.
Doch dem, der ohne Religion,
erscheint es wie ein schwacher Lohn,
wenn dem, den Menschenliebe treibt,
am Ende nur die Erde bleibt,
während dessen sich auch solche,
die auf Knie'n in Sünde leben,
Lügner, Heuchler, Diebe, Strolche,
am End' zum Himmel sich erheben.
Heute ist der Tag der Trauer;
ein Häufchen Asche in der Hand.
Der Tod liegt immer auf der Lauer,
zu treiben uns ins Niemandsland.
Doch schon morgen geht es weiter,
die Aug' vom Weinen noch verklebt,
wie Schritte auf der Himmelsleiter
das Gedenken in uns lebt.
Er hat gewonnen. Jedes Mal
stürzt er uns ins Jammertal.
Doch wir sind stark und denken an
das, was er uns nicht nehmen kann.
Mach's gut Opa! Wo immer du jetzt bist.
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Donnerstag, 31. März 2016
Mindestlohn
dorn im auge, 21:51h
Wer grundlegende Veränderungen will, darf keine kleinen Brötchen backen. Besonders wenn es um die angemessene Entlohnung geleisteter Arbeit geht.
8,50 EUR waren ein notwendiger, aber gleichzeitig auch erbärmlicher Anfang; waren sie doch keinesfalls geeignet, mehr als nur die elementare Bedürfnisbefriedigung zu ermöglichen.
Im nächsten Schritt muß eindeutig die 10 vor dem Komma stehen - mit angehängten 6 Nullen. 10 Mio EUR Jahresgehalt. Grundvoraussetzung, um im angedachten europäischen Fußball-Himmel namens Superliga mitspielen zu dürfen. Keine lästigen Auseinandersetzungen mit dem Bodensatz der heimischen Ligen mehr. Stattdessen regelmäßige Klassentreffen der Reichen und Schönen (Fußballer).
Bei der Gelegenheit könnte man gleich noch andere Störfaktoren mit aussortieren - Schiedsrichter und Fans.
Was die notorischen Besserwisser in schwarz verzapfen, kann ebenso von digitalen Helferlein erledigt werden. An wem die überbezahlten 22 Selbstdarsteller auf dem Platz dann allerdings ihre verbalen Entgleisungen auslassen sollen, ist noch nicht geklärt.
Und die Fans? Herrjeh! Die haben doch eh keine Ahnung. Pfeifen immer an der falschen Stelle und verlangen ernsthaft, dass die Profis ihre Tätigkeit als Dienstleistung für den kleinen Mann begreifen.
Eine Alternative wären überdimensionierte digitale Leinwände,auf denen begeisterte Zuschauer eingespielt werden könnten. Immer volle Hütte und keine überflüssigen Ausgaben für Polizisten, Ordner und Servicekräfte. Verlockend, oder?
Das mit dem Mindestlohn würde natürlich auch in anderen Bereichen absolut Sinn machen - bei Vorstandsmitgliedern und Bundestags-abgeordneten zum Beispiel.
Deutsche Vorstände, egal ob aus Wirtschaft oder Bankwesen, sind im internationalen Vergleich chronisch unterfinanziert. Dabei spielt es keine Rolle, ob ihre Arbeit erfolgreich war oder nicht; mit durchschnittlich 6,5 Mio EUR Jahressalär spielen sie nicht in der 1.Liga.
Da gehören sie nach eigenem Bekunden aber hin; also wäre eine Fußball-Profi-adäquate Bezahlung doch mehr recht als billig. Obwohl sich mit den "ich hab' die Haare schön"-Edelkickern bedeutend mehr Panini-Aufkleber verkaufen lassen.
Die Bundestagsabgeordneten haben sich gerade wieder, gekoppelt an die durchschnittliche prozentuale Lohnerhöhung deutscher Arbeitnehmer, die Diäten erhöht - auf 9.327 EUR pro Monat.
Was soll diese krumme Zahl?
Eine glatte 10 und schon sind unsere Volksvertreter gefeit vor eventuellen Verlockungen diverser Lobbyistenverbände. Denn mal ehrlich, die zusätzliche steuerfreie Kostenpauschale von 4.305 EUR ist ja wohl wenig mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein der leistungsgerechten Vergütung.
Hab' ich jemanden vergessen? Was, die Arbeitnehmer? 10 EUR pro Stunde?! Bleiben sie mal auf dem Boden! Bei der derzeitigen wirtschaftlichen Lage würde das garantiert tausende Arbeitplätze kosten - oder Dividenden. Beides schlimm!
Und überhaupt, wozu brauchen die armen Schweine denn mehr Geld? Milch und Benzin sind billig wie lange nicht, die neuesten Smartphones gibt's für einen Euro und teure Stadionbesuche fallen (s.o) ja auch bald weg.
Was würde sich also ändern, außer dass das eigene Ego gebauchpinselt wird?
Mit 10 EUR Stundenlohn ist man immer noch weit entfernt von einer vollwertigen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Es reicht, um Miete und Versicherungen bezahlen zu können.
Kino? Oper? Urlaub? Fehlanzeige!
Es können nicht alle Ingenieure, Ärzte oder Anwälte sein. Aber auch Dienstleister, Bauern oder Altenpfleger müssen von ihrer Arbeit leben können. Und zwar so, dass die "soziale Hängematte" keine lohnende Alternative darstellt!
Arbeit muß sich lohnen!
Das wurde mir erst kürzlich wieder bewußt, als ich zu einem Vorstellungsgespräch im Berliner Umland eingeladen wurde. Momox - eine rasant aufsteigende Online-Plattform für gebrauchte Waren (Bücher, CD's, Textilien usw.)
"Werde Teil einer Erfolgsgeschichte!"
Eine Vollzeitstelle in der Lagerlogistik.
1.400 EUR brutto.
Mindestlohn.
Nein, danke!
8,50 EUR waren ein notwendiger, aber gleichzeitig auch erbärmlicher Anfang; waren sie doch keinesfalls geeignet, mehr als nur die elementare Bedürfnisbefriedigung zu ermöglichen.
Im nächsten Schritt muß eindeutig die 10 vor dem Komma stehen - mit angehängten 6 Nullen. 10 Mio EUR Jahresgehalt. Grundvoraussetzung, um im angedachten europäischen Fußball-Himmel namens Superliga mitspielen zu dürfen. Keine lästigen Auseinandersetzungen mit dem Bodensatz der heimischen Ligen mehr. Stattdessen regelmäßige Klassentreffen der Reichen und Schönen (Fußballer).
Bei der Gelegenheit könnte man gleich noch andere Störfaktoren mit aussortieren - Schiedsrichter und Fans.
Was die notorischen Besserwisser in schwarz verzapfen, kann ebenso von digitalen Helferlein erledigt werden. An wem die überbezahlten 22 Selbstdarsteller auf dem Platz dann allerdings ihre verbalen Entgleisungen auslassen sollen, ist noch nicht geklärt.
Und die Fans? Herrjeh! Die haben doch eh keine Ahnung. Pfeifen immer an der falschen Stelle und verlangen ernsthaft, dass die Profis ihre Tätigkeit als Dienstleistung für den kleinen Mann begreifen.
Eine Alternative wären überdimensionierte digitale Leinwände,auf denen begeisterte Zuschauer eingespielt werden könnten. Immer volle Hütte und keine überflüssigen Ausgaben für Polizisten, Ordner und Servicekräfte. Verlockend, oder?
Das mit dem Mindestlohn würde natürlich auch in anderen Bereichen absolut Sinn machen - bei Vorstandsmitgliedern und Bundestags-abgeordneten zum Beispiel.
Deutsche Vorstände, egal ob aus Wirtschaft oder Bankwesen, sind im internationalen Vergleich chronisch unterfinanziert. Dabei spielt es keine Rolle, ob ihre Arbeit erfolgreich war oder nicht; mit durchschnittlich 6,5 Mio EUR Jahressalär spielen sie nicht in der 1.Liga.
Da gehören sie nach eigenem Bekunden aber hin; also wäre eine Fußball-Profi-adäquate Bezahlung doch mehr recht als billig. Obwohl sich mit den "ich hab' die Haare schön"-Edelkickern bedeutend mehr Panini-Aufkleber verkaufen lassen.
Die Bundestagsabgeordneten haben sich gerade wieder, gekoppelt an die durchschnittliche prozentuale Lohnerhöhung deutscher Arbeitnehmer, die Diäten erhöht - auf 9.327 EUR pro Monat.
Was soll diese krumme Zahl?
Eine glatte 10 und schon sind unsere Volksvertreter gefeit vor eventuellen Verlockungen diverser Lobbyistenverbände. Denn mal ehrlich, die zusätzliche steuerfreie Kostenpauschale von 4.305 EUR ist ja wohl wenig mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein der leistungsgerechten Vergütung.
Hab' ich jemanden vergessen? Was, die Arbeitnehmer? 10 EUR pro Stunde?! Bleiben sie mal auf dem Boden! Bei der derzeitigen wirtschaftlichen Lage würde das garantiert tausende Arbeitplätze kosten - oder Dividenden. Beides schlimm!
Und überhaupt, wozu brauchen die armen Schweine denn mehr Geld? Milch und Benzin sind billig wie lange nicht, die neuesten Smartphones gibt's für einen Euro und teure Stadionbesuche fallen (s.o) ja auch bald weg.
Was würde sich also ändern, außer dass das eigene Ego gebauchpinselt wird?
Mit 10 EUR Stundenlohn ist man immer noch weit entfernt von einer vollwertigen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Es reicht, um Miete und Versicherungen bezahlen zu können.
Kino? Oper? Urlaub? Fehlanzeige!
Es können nicht alle Ingenieure, Ärzte oder Anwälte sein. Aber auch Dienstleister, Bauern oder Altenpfleger müssen von ihrer Arbeit leben können. Und zwar so, dass die "soziale Hängematte" keine lohnende Alternative darstellt!
Arbeit muß sich lohnen!
Das wurde mir erst kürzlich wieder bewußt, als ich zu einem Vorstellungsgespräch im Berliner Umland eingeladen wurde. Momox - eine rasant aufsteigende Online-Plattform für gebrauchte Waren (Bücher, CD's, Textilien usw.)
"Werde Teil einer Erfolgsgeschichte!"
Eine Vollzeitstelle in der Lagerlogistik.
1.400 EUR brutto.
Mindestlohn.
Nein, danke!
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Donnerstag, 17. März 2016
Zero
dorn im auge, 01:10h
Eigendlich war Zeit für einen neuen Beitrag. Drei handschriftliche Din A-4 Seiten, die darauf warteten, in die Tastatur gehauen zu werden.
Dann erreicht mich heute Mittag die Nachricht, dass mein Opa gestorben ist.
Keine 24 Stunden vorher war er in ein Hospiz überführt worden.
Krebs im Endstadium.
Keine Chance, mich zu verabschieden.
Mein Kopf ist leer.
Die Einschläge kommen näher.
Kein Platz für bissige Kommentare zu unserer Gesellschaft.
Privat geht vor Katastrophe.
Ich vermisse Dich!
Dann erreicht mich heute Mittag die Nachricht, dass mein Opa gestorben ist.
Keine 24 Stunden vorher war er in ein Hospiz überführt worden.
Krebs im Endstadium.
Keine Chance, mich zu verabschieden.
Mein Kopf ist leer.
Die Einschläge kommen näher.
Kein Platz für bissige Kommentare zu unserer Gesellschaft.
Privat geht vor Katastrophe.
Ich vermisse Dich!
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