Donnerstag, 16. August 2018
Hat Links fertig?
Multi-Kulti hat versagt.
Das Abendland steht kurz vor der Islamesierung.
Der Klimawandel ist eine Erfindung der Ökoterroristen.
Sagen die Einen.

Integration und Willkommenskultur sind die Eckpfeiler der offenen Gesellschaft.
Der Islam gehört zu Deutschland.
Niemand kann bestreiten, dass der Mensch Auslöser eines tiefgreifenden Klimawandels ist.
Sagen die Anderen.

Kommt zu mir.
Sagt die Eine.

Wir können nicht alle aufnehmen.
Sagt die Andere.

Während sich die Eine auf christliche Werte beruft, wirft die Andere gesunden Menschenverstand in die Waagschale.

Trotzdem liegen beide unter "friendly fire". Feuer aus den eigenen Reihen.

Während mir das Dilemma der Einen herzlich egal sein müsste, da mir ihre Bereitschaft, das eigene Leben nach den Vorgaben eines uralten Märchenbuches auszurichten, für immer unverständlich bleibt, erschüttert mich die Krise der Anderen zutiefst.

Aber wer hat denn nun Recht?
Die Seite, die auf jede Frage eine kurze, knackige und vor Allem verständliche Antwort parat hat und lieber handelt als labert?
Oder die Seite, die alles endlos ausdiskutieren will und einfach nicht zu Potte kommt?

Bin ich ein Antisemit, wenn ich Israel kritisiere?
Bin ich ein verkappter Rassist, wenn mir "Zigeunersoße" und "Negerkuss" flott über die Lippen gehen?
Bin ich ein chauvinistisches Machoschwein, wenn ich einer Frau ein Kompliment ob ihres Aussehens mache?
Bin ich ein Genderignorant, wenn ich partout darauf verzichte, an alles ein *innen zu hängen?
Bin ich ein Nazi, wenn ich Angst vor unkontrollierter Zuwanderung habe?

Fragen über Fragen, die beim heutigen Schubladendenken enorme persönliche Konsequenzen haben können.

Vor einigen Monaten fand in Berlin eine große Demo der AfD statt. Vom Hauptbahnhof bis zum Brandenburger Tot beschützte der Staat 5000 Demokratiefeinde vor 25000 Gegendemonstranten aus unterschiedlichen Lagern und Ländern.
Es war absolut surreal! Während auf der einen Seite ein kompakter Block gut gelaunt seine Deutschlandfahnen schwenkte, zeterte auf der durch Spree und Polizei getrennten anderen Seite eine wütende verstreute Menge in unterschiedlichen Sprachen "Nazis raus!" und hielt silberne Rettungsdecken, AKP-Transparente, Antiatomkraftplakate und Regenbogenflaggen in die Höhe.
Auf welcher Seite standen mehr Alternative für Deutschland?

Sich selbst als Linken zu bezeichnen, erfordert mittlerweile Prinzipientreue und Beleidigungsresistenz. Aber was bedeutet das heutzutage überhaupt noch?
Was ist links, was rechts? Bei der Auswertung des Wahl-O-Maten im Internet landet die AfD direkt hinter den Linken. Wie kann das sein?
Warum muss man sich mittlerweile dafür rechtfertigen, immer noch die "Lügenpresse" zu lesen und einen Flüchtling nicht automatisch einen "Asyltouristen" zu bezeichnen?

Was ist passiert, dass links im öffentlichen Sprachgebrauch immer öfter mit -versifft ergänzt wird? Wohlgemerkt von den Leuten, deren Interessenvertreter die Linken eigentlich sein wollen!

Was darf man eigentlich noch sagen, ohne von der falschen Seite Applaus zu bekommen? Und wird das Gesagte damit automatisch falsch?
Wenn das zuträfe, wäre es die effektivste Variante, den politischen Gegner Schach Matt zu setzen. Man zitiert einfach aus dessen Programm! Der Gegner könnte reagieren wie er will, die Öffentlichkeit würde ihm immer einen Strick daraus drehen.
Dieses perfide Spiel scheint aber nur von links nach rechts zu funktionieren. Während Demokratiefeinde sehr unwahrscheinlich mit linkem Gedankengut in Verbindung gebracht werden, reicht schon der zarte Hinweis darauf, dass unsere Sozialsysteme nur eine bestimmte Zuwanderung vertragen, um in die rechte Ecke gestellt zu werden.
Kein Wunder also, dass die (immerhin) Fraktionsvorsitzende der Linken im Deutschen Bundestag sich genötigt fühlt, eine parallele linke Bewegung zur eigenen Partei zu etablieren, um endlich wieder das aussprechen zu können, was in den eigenen Reihen anscheinend nicht mehr möglich ist.

Und die Kanzlerin?
Eingekeilt zwischen geopolitischen Hasardeuren wie Trump, Putin und Erdogan, sowie den größenwahnsinnigen Alpenfürsten ihrer eigenen Schwesterpartei versucht sie eine Mitte zu verteidigen, die ein Auslaufmodell zu werden droht.
Obwohl sie jede politische Hilfe gebrauchen könnte, lehnt sie es konsequent ab, mit den Linken zu reden.

Mit den Linken will niemand mehr reden.

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