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Dienstag, 30. Oktober 2018
Doch nur Tiere
dorn im auge, 19:45h
Teil 2
Die Situation ist ihnen vielleicht bekannt. Auf die Frage, wer das gefährlichste Raubtier der Welt sei, hält man ihnen einen Spiegel vor's Gesicht. Das ist es!
Aber wieso eigentlich?
Zu Lande und im Wasser würden wir uns natürlicherweise im oberen Bereich der Nahrungspyramide tummeln. Es gäbe aber immer noch Spezies, für die wir nur Häppchen wären. Fressen und gefressen werden! Da unsere Vorfahren aber lieber Jäger als Gejagte waren, entwickelten sie Methoden und Hilfsmittel (Waffen), die sie letztendlich an die Spitze der jeweiligen Nahrungsketten katapultierten. Meistens mit so viel Weitblick, dass einzelne Populationen nicht zu arg dezimiert wurden. Dann fanden sie auch noch heraus, dass man sich seine Nahrung auch selber züchten kann. Später verschafften wir uns Zugang zu Regionen, für die wir eigentlich nicht geschaffen waren - unter Wasser und in der Luft. Auch dort waren wir bald Numero uno.
Nur das Gekabbel mit den Viren ist noch nicht entschieden.
Dass die vermeintliche Spitzenposition unserer Spezies massive Auswirkungen auf unser Selbstverständnis haben musste, ist nachvollziehbar.
Wenn man dir täglich eintrichtert, dass du der Beste bist, glaubst du es irgendwann. (Besonders anschaulich bei heutigen Profi-Fußballern!)
Da der Erkenntnishorizont unserer Vorfahren noch arg begrenzt war, erschufen sie einen ganzen Kosmos mythologischer Fantasien, um die unerklärlichen Phänomene ihrer Umwelt einigermaßen auf die Reihe zu kriegen.
Während in grauer Vorzeit der Mensch immer als Teil des großen Kreislaufes gesehen wurde, traten bald monotheistische Religionen auf den Plan, die ihren Alleinvertretungsanspruch aggressiv durchsetzten und den Menschen in eine zwielichtige Position bugsierten.
Einerseits Krone der Schöpfung, der sich die Welt untertan machen sollte.
Andererseits eine unwürdige und lebenslang mit Schuld beladene Kreatur, die für ihren jenseitigen Einzug in's Paradies zu diesseitigen Entbehrungen verdammt war.
So alt die Geschichte der Menschheit auch ist, folgte sie doch immer dem Gesetz der Natur. NUR DER STÄRKSTE ÜBERLEBT! Oder der Anpassungsfähigste, wie Darwin später präzisierte.
Es ging immer darum, gegen Rivalen und Naturgewalten zu bestehen und gleichzeitig für elementare Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken und Behausung, sowie für Gebietsansprüche und religiöse Überzeugungen zu kämpfen.
Ich kann nicht genau sagen, wann der Punkt war, an dem Menschen diesem natürlichen Ausleseprozess punktuell zuwider handelten. Wie um ihr tierisches Erbe abzustreifen, sollten zukünftig auch die schwächsten (menschlichen) Wesen ihre Daseinsberechtigung haben. Schutz von Bedürftigen, soziale Versorgungssysteme, allgemeine Menschenrechte! Eine Neuordnung der Welt, die immer wieder von verheerenden Kriegen begleitet war, weil sich das Tier im Menschen nicht so leicht bezwingen ließ.
1945 schien zumindest in Europa der Punkt erreicht, an dem ein harter Schnitt mit der eigenen mörderischen Vergangenheit erfolgen musste - NIE WIEDER KRIEG!
Man war des Tötens überdrüssig und wollte fortan alle Energie in die Gestaltung einer lebenswerten Zukunft stecken. Visionen eines verständnisvollen Umgangs mit Mensch, Tier und Natur waren gefragt.
Allgemeiner Wohlstand sollte uns von Neid und Missgunst befreien.
Technische Innovationen und steigende Produktivität sollten uns diesen Wohlstand bringen. Also hauten wir rein!
Anfangs konkurrierten zwei unterschiedliche Systeme um den besten Weg zum Ziel. Ein System verabschiedete sich ziemlich schnell wieder. Die Unterschiede zwischen ideologischem Überbau und ökonomischer Realität wurden zu groß. Außerdem schien das tief verwurzelte "Prinzip Eigennutz" nicht zu einer Gesellschaftsordnung zu passen, die das Kollektiv über das Individuum stellte.
Obwohl die Kombination kapitalistische Marktwirtschaft und Demokratie definitionsbedingt nicht funktionieren dürfte, schien sie doch als einzige Alternative übrig zu bleiben.
Die Urinstinkte zurück drängend, wurde in Stein gemeißelt, welche Regeln die Quadratur des Kreises ermöglichen sollten. Wenn man nicht zu weit über den Tellerrand spähte, schien es sogar zu funktionieren.
Bis ein neuer Spieler das Feld betrat - China.
Anfangs belächelt, später als billiger Produktionsstandort benutzt, vergaß man hinter die Kulissen zu schauen.
Das neue Gesellschaftsmodell vereinte die entscheidenden Merkmale beider Systeme - staatlich gelenkter Raubtierkapitalismus!
Während sich nach dem Zusammenbruch des Sowjetsystems einzelne Kriminelle zu Oligarchen aufschwangen und der Rest wieder in feudale Strukturen zurück fiel, scheint in China von Anfang an ein klarer Plan zu herrschen, der wohl erst mit der Weltherrschaft endet. Unter Missachtung sämtlicher Menschen-, Umwelt- und Patentrechte entwickelte sich das Reich der Mitte innerhalb kürzester Zeit zu einem bedeutenden global player.
Hat das wirklich niemand kommen sehen?
Haben unsere Eliten versagt?
Waren die westlichen Wirtschaftsweisen und Politiker zu naiv und benebelt von ihren Statistiktabellen und Effizienzdiagrammen, dass sie völlig ahnungs- und verantwortungslos westliches know how nach China transferierten, nur um ihre Computer und Solarmodule noch billiger produzieren zu können?
Und nun?
In ihrem verzweifelten Versuch, verlorenes Terrain zurück zu erobern, streifen die global vernetzten Konzernlenker die soziale Maske ab.
Mühsam erkämpfte Arbeitnehmerrechte werden zurück gedrängt, Umweltstandards ausgehebelt und Mitbewerber gnadenlos bekämpft oder aufgekauft. BIGGER IS BETTER! Immer mit der Begründung, sonst nicht konkurrenzfähig zu sein. Was die Chinesen machen, können wir schon lange!
Mit etlicher Verspätung scheinen sich die von Marx und Engels erkannten Systemschwächen des Kapitalismus nun offen zu zeigen.
Endlose Produktivitätssteigerungen bei endlichen Ressourcen können nicht funktionieren! Die unsichtbare Hand des Marktes wird wirkungslos, wenn sich eine Seite zu offensichtlich die Taschen voll stopft und die andere Seite nicht genug Kapital besitzt, um die ganzen schönen neuen Produkte zu kaufen.
Und wir reden hier vom westlichen Wirtschaftsraum.
In anderen Teilen der Welt sieht alles noch viel dramatischer aus!
Dort ist man wieder (oder immer noch) mit archaischen Überlebenskämpfen beschäftigt, die gigantische Flüchtlingsströme produzieren.
Und plötzlich ist er wieder da! (Vielleicht war er ja nie weg?!)
Der tierische Reflex, alles weg zu beißen, was als Bedrohung der eigenen Gruppe gewertet wird. Der Drang, die eigenen Bedürfnisse über die der anderen zu stellen. Wenn es sein muss mit Gewalt!
Aufgeheizt durch einen gar nicht so neuen Typus Politiker, der soziale Errungenschaften und Humanität mit Schwäche verwechselt, der demokratische Mitbestimmung für Zeitverschwendung hält und "survival of the fittest" mit seiner Nationalflagge dekoriert, scheinen heute alle Dämme eines verträglichen Miteinanders zu brechen. Das Gesetz der Straße ist wieder bewaffnet, die Ellenbogen werden mit giftigen Widerhaken besetzt, bevor sie ausgefahren werden und der degenerierte Konsument beschränkt sein Vokabular auf "WEG! RAUS!"
Ist das Experiment Menschheit schon gescheitert? Oder kriegen wir noch mal die Kurve?
Müssen wir erst den Planeten und dann uns selber retten oder anders rum?
Vielleicht sollten wir uns an den Brüdern der Schimpansen orientieren, die eine völlig andere Art der Konfliktbewältigung beherrschen
Die deutsche Rockband OOMPH! hat sich 2012 dieser Thematik angenommen. Ihr Titel *Bonobo* vom Album *Des Wahnsinns fette Beute* könnte uns vielleicht die Augen öffnen!
Die Situation ist ihnen vielleicht bekannt. Auf die Frage, wer das gefährlichste Raubtier der Welt sei, hält man ihnen einen Spiegel vor's Gesicht. Das ist es!
Aber wieso eigentlich?
Zu Lande und im Wasser würden wir uns natürlicherweise im oberen Bereich der Nahrungspyramide tummeln. Es gäbe aber immer noch Spezies, für die wir nur Häppchen wären. Fressen und gefressen werden! Da unsere Vorfahren aber lieber Jäger als Gejagte waren, entwickelten sie Methoden und Hilfsmittel (Waffen), die sie letztendlich an die Spitze der jeweiligen Nahrungsketten katapultierten. Meistens mit so viel Weitblick, dass einzelne Populationen nicht zu arg dezimiert wurden. Dann fanden sie auch noch heraus, dass man sich seine Nahrung auch selber züchten kann. Später verschafften wir uns Zugang zu Regionen, für die wir eigentlich nicht geschaffen waren - unter Wasser und in der Luft. Auch dort waren wir bald Numero uno.
Nur das Gekabbel mit den Viren ist noch nicht entschieden.
Dass die vermeintliche Spitzenposition unserer Spezies massive Auswirkungen auf unser Selbstverständnis haben musste, ist nachvollziehbar.
Wenn man dir täglich eintrichtert, dass du der Beste bist, glaubst du es irgendwann. (Besonders anschaulich bei heutigen Profi-Fußballern!)
Da der Erkenntnishorizont unserer Vorfahren noch arg begrenzt war, erschufen sie einen ganzen Kosmos mythologischer Fantasien, um die unerklärlichen Phänomene ihrer Umwelt einigermaßen auf die Reihe zu kriegen.
Während in grauer Vorzeit der Mensch immer als Teil des großen Kreislaufes gesehen wurde, traten bald monotheistische Religionen auf den Plan, die ihren Alleinvertretungsanspruch aggressiv durchsetzten und den Menschen in eine zwielichtige Position bugsierten.
Einerseits Krone der Schöpfung, der sich die Welt untertan machen sollte.
Andererseits eine unwürdige und lebenslang mit Schuld beladene Kreatur, die für ihren jenseitigen Einzug in's Paradies zu diesseitigen Entbehrungen verdammt war.
So alt die Geschichte der Menschheit auch ist, folgte sie doch immer dem Gesetz der Natur. NUR DER STÄRKSTE ÜBERLEBT! Oder der Anpassungsfähigste, wie Darwin später präzisierte.
Es ging immer darum, gegen Rivalen und Naturgewalten zu bestehen und gleichzeitig für elementare Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken und Behausung, sowie für Gebietsansprüche und religiöse Überzeugungen zu kämpfen.
Ich kann nicht genau sagen, wann der Punkt war, an dem Menschen diesem natürlichen Ausleseprozess punktuell zuwider handelten. Wie um ihr tierisches Erbe abzustreifen, sollten zukünftig auch die schwächsten (menschlichen) Wesen ihre Daseinsberechtigung haben. Schutz von Bedürftigen, soziale Versorgungssysteme, allgemeine Menschenrechte! Eine Neuordnung der Welt, die immer wieder von verheerenden Kriegen begleitet war, weil sich das Tier im Menschen nicht so leicht bezwingen ließ.
1945 schien zumindest in Europa der Punkt erreicht, an dem ein harter Schnitt mit der eigenen mörderischen Vergangenheit erfolgen musste - NIE WIEDER KRIEG!
Man war des Tötens überdrüssig und wollte fortan alle Energie in die Gestaltung einer lebenswerten Zukunft stecken. Visionen eines verständnisvollen Umgangs mit Mensch, Tier und Natur waren gefragt.
Allgemeiner Wohlstand sollte uns von Neid und Missgunst befreien.
Technische Innovationen und steigende Produktivität sollten uns diesen Wohlstand bringen. Also hauten wir rein!
Anfangs konkurrierten zwei unterschiedliche Systeme um den besten Weg zum Ziel. Ein System verabschiedete sich ziemlich schnell wieder. Die Unterschiede zwischen ideologischem Überbau und ökonomischer Realität wurden zu groß. Außerdem schien das tief verwurzelte "Prinzip Eigennutz" nicht zu einer Gesellschaftsordnung zu passen, die das Kollektiv über das Individuum stellte.
Obwohl die Kombination kapitalistische Marktwirtschaft und Demokratie definitionsbedingt nicht funktionieren dürfte, schien sie doch als einzige Alternative übrig zu bleiben.
Die Urinstinkte zurück drängend, wurde in Stein gemeißelt, welche Regeln die Quadratur des Kreises ermöglichen sollten. Wenn man nicht zu weit über den Tellerrand spähte, schien es sogar zu funktionieren.
Bis ein neuer Spieler das Feld betrat - China.
Anfangs belächelt, später als billiger Produktionsstandort benutzt, vergaß man hinter die Kulissen zu schauen.
Das neue Gesellschaftsmodell vereinte die entscheidenden Merkmale beider Systeme - staatlich gelenkter Raubtierkapitalismus!
Während sich nach dem Zusammenbruch des Sowjetsystems einzelne Kriminelle zu Oligarchen aufschwangen und der Rest wieder in feudale Strukturen zurück fiel, scheint in China von Anfang an ein klarer Plan zu herrschen, der wohl erst mit der Weltherrschaft endet. Unter Missachtung sämtlicher Menschen-, Umwelt- und Patentrechte entwickelte sich das Reich der Mitte innerhalb kürzester Zeit zu einem bedeutenden global player.
Hat das wirklich niemand kommen sehen?
Haben unsere Eliten versagt?
Waren die westlichen Wirtschaftsweisen und Politiker zu naiv und benebelt von ihren Statistiktabellen und Effizienzdiagrammen, dass sie völlig ahnungs- und verantwortungslos westliches know how nach China transferierten, nur um ihre Computer und Solarmodule noch billiger produzieren zu können?
Und nun?
In ihrem verzweifelten Versuch, verlorenes Terrain zurück zu erobern, streifen die global vernetzten Konzernlenker die soziale Maske ab.
Mühsam erkämpfte Arbeitnehmerrechte werden zurück gedrängt, Umweltstandards ausgehebelt und Mitbewerber gnadenlos bekämpft oder aufgekauft. BIGGER IS BETTER! Immer mit der Begründung, sonst nicht konkurrenzfähig zu sein. Was die Chinesen machen, können wir schon lange!
Mit etlicher Verspätung scheinen sich die von Marx und Engels erkannten Systemschwächen des Kapitalismus nun offen zu zeigen.
Endlose Produktivitätssteigerungen bei endlichen Ressourcen können nicht funktionieren! Die unsichtbare Hand des Marktes wird wirkungslos, wenn sich eine Seite zu offensichtlich die Taschen voll stopft und die andere Seite nicht genug Kapital besitzt, um die ganzen schönen neuen Produkte zu kaufen.
Und wir reden hier vom westlichen Wirtschaftsraum.
In anderen Teilen der Welt sieht alles noch viel dramatischer aus!
Dort ist man wieder (oder immer noch) mit archaischen Überlebenskämpfen beschäftigt, die gigantische Flüchtlingsströme produzieren.
Und plötzlich ist er wieder da! (Vielleicht war er ja nie weg?!)
Der tierische Reflex, alles weg zu beißen, was als Bedrohung der eigenen Gruppe gewertet wird. Der Drang, die eigenen Bedürfnisse über die der anderen zu stellen. Wenn es sein muss mit Gewalt!
Aufgeheizt durch einen gar nicht so neuen Typus Politiker, der soziale Errungenschaften und Humanität mit Schwäche verwechselt, der demokratische Mitbestimmung für Zeitverschwendung hält und "survival of the fittest" mit seiner Nationalflagge dekoriert, scheinen heute alle Dämme eines verträglichen Miteinanders zu brechen. Das Gesetz der Straße ist wieder bewaffnet, die Ellenbogen werden mit giftigen Widerhaken besetzt, bevor sie ausgefahren werden und der degenerierte Konsument beschränkt sein Vokabular auf "WEG! RAUS!"
Ist das Experiment Menschheit schon gescheitert? Oder kriegen wir noch mal die Kurve?
Müssen wir erst den Planeten und dann uns selber retten oder anders rum?
Vielleicht sollten wir uns an den Brüdern der Schimpansen orientieren, die eine völlig andere Art der Konfliktbewältigung beherrschen
Die deutsche Rockband OOMPH! hat sich 2012 dieser Thematik angenommen. Ihr Titel *Bonobo* vom Album *Des Wahnsinns fette Beute* könnte uns vielleicht die Augen öffnen!
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