Freitag, 6. Mai 2016
Feiertag=freier Tag
dorn im auge, 02:59h
Ich sitze auf meiner Veranda und genieße zweifach - das herrliche Wetter und den banalen Umstand, dass ich nicht arbeiten muß. Es mag Menschen geben, die sich durch ihre Arbeit definieren - ich gehöre definitiv nicht dazu. Vieleicht habe ich einfach nur den falschen Job. Ich bin da gelandet, wo ich niemals hin wollte.
In der DDR gab es zwei Schulfächer, die den Heranwachsenden auf auf seinen Eintritt in das Berufsleben vorbereiten sollten - ESP und PA.
ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) vermittelte den theoretischen Überbau der planwirtschaftlichen Überlegenheit über die kapitalistischen Produktionsmethoden jenseits der Grenze. Wähnte man sich doch unter den 10 führenden Industrienationen der Welt.
PA (Praktische Arbeit) war die Schockbehandlung mit real-sozialistischer Rückständigkeit. Dass Theorie und Praxis so weit auseinander liegen konnten, hätte ich nie für möglich gehalten.
Damals wuchs in mir die feste Überzeugung, unter keinen Umständen mein restliches Leben mit solch monotonen und stumpfsinnigen Arbeiten zu vergeuden.
Aber es kam natürlich alles ganz anders. Mit der Wende kam auch die Sorge, überhaupt Arbeit zu haben. Glücklicherweise standen sofort hilfsbereite Altbundesbürger auf der Matte, die einem die Vorzüge freier Arbeitsplatzwahl auf dem Silbertablett servierten.
Versicherungsvertreter, Autoverkäufer, Vertriebsprofi - das Angebot war schier unerschöpflich.
So mancher Familienfrieden wurde massiv gestört, weil man als ahnungsloser Laie zuerst die engsten Verwandten mit überteuerten Staubsaugern und unnötigen Versicherungspolicen bombardierte.
Weil mich die Aussicht auf sinnentleerte Fließbandarbeit in einer dunklen Halle so sehr schreckte, habe ich damals Jobs angenommen, die mich bei heutiger Betrachtung nur noch mit dem Kopf schütteln lassen.
Als meinen persönlichen Tiefpunkt auf dem Parkett obskurer Arbeiten muß wohl meine Tätigkeit für die Rohstoff- und Devisenvermittlungs-Gesellschaft (RDV) in Berlin gelten. Mit einem DIN A-4 Blatt Eckdaten und null Fachwissen ausgestattet, versuchte ich, Mittelständlern telefonisch 10 Tsd. DM schwere Warentermingeschäfte zu verkaufen. Weil ich (Gott sei Dank!) keinen einzigen Abschluss hinkriegte, wurde mir mit der Begründung, ich sei nicht skrupellos genug, ziemlich schnell gekündigt. Was soll ich sagen, Telefonterror war und ist nicht meine Sache!
Nach vielen weiteren Irrwegen und Sackgassen bin ich nun an dem Punkt angekommen, an dem die besorgte Frage, ob die arbeitsbedingte psychische Degenerierung schwerer wiegt als die andauernden physischen Grenzgänge, langsam aber sicher existenzielle Bedeutung bekommt.
Schlechter Job + gute Bezahlung wäre auszuhalten; guter Job + schlechte Bezahlung wäre Verhandlungssache; schlechter Job + schlechte Bezahlung geht gar nicht. Von der optimalen Variante wage ich im Moment nicht mal zu träumen.
Das kann es doch nicht gewesen sein?!
Bei der Aussicht auf eine Restarbeitszeit von über 20 Jahren mit anschließender Altersarmut wird mir ganz anders.
Vieleicht wäre alles leichter zu ertragen, wenn ich mich mit der BILD-Zeitung in der Hosentasche auf den Dresdner Opernplatz stelle, mein Mütchen an Flüchtlingen und Lügenpresse kühle und ansonsten die Nachrichtenbeschaffung auf Promi-Klatsch und Fußballergebnisse beschränke.
Doch was mache ich Idiot statt dessen? Quäle mich in masochistischer Selbstgeißelung mit den neuesten Publikationen von Sahra Wagenknecht und Michael Schmidt-Salomon.
Totschka! Punkt!
Ich lege jetzt den Stift beiseite und mache das, was wahrscheinlich 90% aller Männer heute machen - ich lasse mir die Sonne in's Gesicht scheinen und trinke ein Bier.
Schließlich ist Christi Himmelfahrt, Vatertag, Herrentag - Hauptsache freier Tag!
In der DDR gab es zwei Schulfächer, die den Heranwachsenden auf auf seinen Eintritt in das Berufsleben vorbereiten sollten - ESP und PA.
ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) vermittelte den theoretischen Überbau der planwirtschaftlichen Überlegenheit über die kapitalistischen Produktionsmethoden jenseits der Grenze. Wähnte man sich doch unter den 10 führenden Industrienationen der Welt.
PA (Praktische Arbeit) war die Schockbehandlung mit real-sozialistischer Rückständigkeit. Dass Theorie und Praxis so weit auseinander liegen konnten, hätte ich nie für möglich gehalten.
Damals wuchs in mir die feste Überzeugung, unter keinen Umständen mein restliches Leben mit solch monotonen und stumpfsinnigen Arbeiten zu vergeuden.
Aber es kam natürlich alles ganz anders. Mit der Wende kam auch die Sorge, überhaupt Arbeit zu haben. Glücklicherweise standen sofort hilfsbereite Altbundesbürger auf der Matte, die einem die Vorzüge freier Arbeitsplatzwahl auf dem Silbertablett servierten.
Versicherungsvertreter, Autoverkäufer, Vertriebsprofi - das Angebot war schier unerschöpflich.
So mancher Familienfrieden wurde massiv gestört, weil man als ahnungsloser Laie zuerst die engsten Verwandten mit überteuerten Staubsaugern und unnötigen Versicherungspolicen bombardierte.
Weil mich die Aussicht auf sinnentleerte Fließbandarbeit in einer dunklen Halle so sehr schreckte, habe ich damals Jobs angenommen, die mich bei heutiger Betrachtung nur noch mit dem Kopf schütteln lassen.
Als meinen persönlichen Tiefpunkt auf dem Parkett obskurer Arbeiten muß wohl meine Tätigkeit für die Rohstoff- und Devisenvermittlungs-Gesellschaft (RDV) in Berlin gelten. Mit einem DIN A-4 Blatt Eckdaten und null Fachwissen ausgestattet, versuchte ich, Mittelständlern telefonisch 10 Tsd. DM schwere Warentermingeschäfte zu verkaufen. Weil ich (Gott sei Dank!) keinen einzigen Abschluss hinkriegte, wurde mir mit der Begründung, ich sei nicht skrupellos genug, ziemlich schnell gekündigt. Was soll ich sagen, Telefonterror war und ist nicht meine Sache!
Nach vielen weiteren Irrwegen und Sackgassen bin ich nun an dem Punkt angekommen, an dem die besorgte Frage, ob die arbeitsbedingte psychische Degenerierung schwerer wiegt als die andauernden physischen Grenzgänge, langsam aber sicher existenzielle Bedeutung bekommt.
Schlechter Job + gute Bezahlung wäre auszuhalten; guter Job + schlechte Bezahlung wäre Verhandlungssache; schlechter Job + schlechte Bezahlung geht gar nicht. Von der optimalen Variante wage ich im Moment nicht mal zu träumen.
Das kann es doch nicht gewesen sein?!
Bei der Aussicht auf eine Restarbeitszeit von über 20 Jahren mit anschließender Altersarmut wird mir ganz anders.
Vieleicht wäre alles leichter zu ertragen, wenn ich mich mit der BILD-Zeitung in der Hosentasche auf den Dresdner Opernplatz stelle, mein Mütchen an Flüchtlingen und Lügenpresse kühle und ansonsten die Nachrichtenbeschaffung auf Promi-Klatsch und Fußballergebnisse beschränke.
Doch was mache ich Idiot statt dessen? Quäle mich in masochistischer Selbstgeißelung mit den neuesten Publikationen von Sahra Wagenknecht und Michael Schmidt-Salomon.
Totschka! Punkt!
Ich lege jetzt den Stift beiseite und mache das, was wahrscheinlich 90% aller Männer heute machen - ich lasse mir die Sonne in's Gesicht scheinen und trinke ein Bier.
Schließlich ist Christi Himmelfahrt, Vatertag, Herrentag - Hauptsache freier Tag!
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