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Samstag, 30. Januar 2016
Man wird doch wohl noch...
dorn im auge, 00:13h
...sagen dürfen, was man denkt!
Klar darf man! In Deutschland sogar gesetzlich garantiert. Außerdem impliziert diese leicht trotzige Rechtfertigung ja, dass man vorher gedacht/nachgedacht hat. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer!
So manche tonale Absonderung läßt stark bezweifeln, dass der Betreffende die gefurchte Masse zwischen seinen Ohren benutzt hat. Oder noch schlimmer, dass trotz intensiver Einbeziehung aller zur Verfügung stehenden Synapsen nichts besseres dabei herauskam, als ein durchschnittlicher "BILD"-Artikel - Schlagworte, Halbwahrheiten und Parolen. Immer getreu der Devise:"Großflächig Gift versprühen und dann abwarten, wer getroffen aufheult!". Oder man treibt es auf die Spitze und gibt bestimmte Personen zum medialen Abschuß frei.
Diese hinterhältige Art und Weise, vermeintliche Gegner ins Abseits zu stellen, ist beileibe kein Kind der Neuzeit. Was früher romantisierend als Intrige oder Ränkelspiel bezeichnet wurde, feiert heute als mobbing, shitstorm und hatespeech fröhliche Auferstehung.
Die Anzahl derer, die sich offensichtlich keine Gedanken darüber machen, was ihre Wortentgleisungen für Konsequenzen haben könnten, ist wirklich erschreckend. Ebenso erschreckend wie die "Qualität" der rhetorischen Rundumschläge und das sinkende Alter der Protagonisten.
Was ich z.B. neulich in der Umkleidekabine unserer E-Jugend zu hören kriegte, ließ mir nicht nur die Kinnlade nach unten sacken. Wenigstens hatten die Jungs den Anstand, einen roten Kopf zu bekommen, als ich etwas direkter nachhakte, ob sie wirklich wüßten, was sie da gerade von sich gegeben hätten.
Die verheerende Bereitschaft, vermeintliche Fakten ungefiltert und sekundenschnell weiter zu verbreiten, beginnt im Schulalter. Die kleinste Andeutung reicht, um Mitschüler und Lehrer in kürzester Zeit an den öffentlichen Pranger zu stellen. Dass einige der Betroffenen diesem Druck der öffentlichen Zurschaustellung nicht gewachsen sind, so dass die Flucht aus der Schule, oder im schlimmsten Fall aus dem Leben, als einzige Rettung angesehen werden, wird dabei in Kauf genommen.
Fehlendes Unrechtsbewußtsein, der kollektive Zwang, immer "up to date" zu sein, gepaart mit den technischen Möglichkeiten unserer vernetzten Welt, bereiten den Nährboden für Verleumdung und Vorverurteilung. Ob der Wahrheitsgehalt vermeintlicher "Fakten" einer späteren Überprüfung standhält, spielt dabei keine Rolle. Shit happens!
Doch welche Faktoren spielen noch eine Rolle, um aus einem geltungssüchtigen Pennäler einen späteren Pegida-Mitläufer zu machen, der nicht in der Lage ist, mit eigenen Worten zu beschreiben, was er gerade lautstark skandiert hat?
Der Drang nach Wissen ist eigentlich eine löbliche Eigenschaft. Wenn sich dieser Wissensdrang allerdings ausschließlich auf die Bereiche Skandal, Sexualverhalten meines Nachbarn oder Klatsch und Tratsch aus der Welt der Reichen und Schönen beschränkt, verabschiedet sich das Individuum aus der Gemeinschaft vernunftbegabter Wesen.
Nichts gegen investigativen Journalismus! Schwere Verfehlungen aus Politik und Wirtschaft gehören natürlich ans Licht der Welt gebracht!
Aber wen interssiert es, ob Popsternchen A Cellulite, Prominenter B eine heimliche Geliebte oder Politiker C eine anders gelagerte sexuelle Präferenz hat?! Und muss dieses unnütze Wissen tausendfach geposted, geliked und getwittert werden? (Dass ich sowas mal schreiben würde!?)
Was passiert, wenn diese kommunikative Verbreitungsmentalität auf tagespolitisch relevante Themen prallt?
In Berlin gab es jüngst dazu zwei typische Beispiele.
Der 1.Fall betraf ein 13-jähriges russisch-stämmiges Mädchen, dass ausgesagt hatte, von arabischen Männern festgehalten und vergewaltigt worden zu sein. Weil während der Befragung des Mädchens einige Ungereimtheiten zum Tathergang zu Tage traten, entschied sich die Berliner Polizei, aus Rücksicht auf laufende Ermittlungen und die Persönlichkeitsrechte des Mädchens, nicht weiter von Vergewaltigung zu sprechen. "Lüge! Vertuschung!", schrie die aufgebrachte russische community und entfachte einen medialen Dauersturm, der sogar den russischen Außenminister auf den Plan rief.
(Während ich das hier schreibe, trudelt die Meldung herein, dass sich das Mädchen die komplette Geschichte ausgedacht hat, um ihr Fernbleiben von Zuhause zu rechtfertigen.)
Der 2.Fall betraf einen syrischen Flüchtling, der wegen der unzumutbaren Bedingungen am Berliner LAGESO verstorben war. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Der Verein "Moabit hilft" und die Berliner Grünen spannten sich freiwillig mit breiter Brust vor den Karren und verkündeten, dass so ein Vorfall nur eine Frage der Zeit war und nun Köpfe rollen müßten. Die Betroffenheitsmaschinerie war noch gar nicht richtig ins Rollen geraten, als man kleinlaut eingestehen mußte, dass der vermeintliche Tote ein Fantasieprodukt eines offensichtlich überforderten Flüchtlingshelfers war.
SO WIRD POLITIK GEMACHT!
Warum soll man sich mit langwieriger Ermittlungsarbeit befassen, wenn die "Wahrheit" für alle nachvollziehbar quasi auf der Hand liegt?
Und warum sollte man diesen Erkenntnissgewinn nicht mit anderen teilen dürfen? Dann brauchen die sich doch nicht erst mühsam in die Materie einarbeiten!
Einfache Antworten sind für einfache Menschen. Aber die heutige Welt ist nicht einfach! Sie ist hoch kompliziert und komplex.
Wer für schwierige gesellschaftliche Probleme einfache Lösungen parat hält, ist entweder ein Genie oder ein Demagoge. Wenn ich mir die Redner bei Pegida und AfD ansehe, fällt mir kein Grund ein, sie der ersten Gruppe zuzuordnen.
Und was ist mit den mobilisierten Massen, die mit glänzenden Augen auf die Rednerpulte starren,weil sie glauben, da vorn stünde Einer, der endlich das ausspricht, was man selber schon die ganze Zeit gedacht hat? Verhalten sie sich im normalen Alltagsleben genauso? Verhindern sie dort drohende Diskussionen auch, indem sie ihrem Gegenüber von vornherein jegliche Legitimation absprechen, so wie bei ihren montäglichen "Lügenpresse! Lügenpresse!"-Ritualen?
Wer sich ungefragt zu Wort meldet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass seine Äußerungen zwar vom Gesetz zur Meinungsfreiheit gestattet sind, er aber trotzdem wegen daraus entstehenden Konsequenzen zur Rechenschaft gezogen werden kann! So wie wir alle auf diesem Portal, die der Meinung sind, dass ihre geistigen Ergüsse irgendeine Relevanz für die Gesellschaft haben.
Jeder darf sagen, dass er die Band X und den Fußballverein XY Scheiße findet, oder dass er mit der Politik von XYZ nicht einverstanden ist, dass er mit Muslimen genauso wenig etwas anfangen kann wie mit Veganern und dass er beim Anblick von Dieter Bohlen am liebsten seinen Fernseher zerkloppen würde.
Aber niemals, NIEMALS, sollte man sich dazu hinreißen lassen, seine eigene Meinung als alleingültig zu postulieren und allen, die anderer Meinung sind, psychische und physische Gewalt anzudrohen!
Das beginnt mit mobbing in der Schule oder auf Arbeit, und endet mit Morddrohungen gegen ungeliebte Politiker und Journalisten.
Und jeder, der seinen "Find ich gut!"-Button unter ein "Dem müßte mal die Fresse poliert werden!" setzt, darf sich nicht wundern, wenn er irgendwann Besuch vom Staatsanwalt erhält.
Die Berliner Zeitung ist jetzt (ENDLICH!) diesen Weg gegangen und hat angekündigt, jegliche weiteren Gewaltandrohungen gegen seine Journalisten zur Anzeige zu bringen. Diese hatten sich nämlich "erdreistet", den offiziellen Sprachgebrauch der Berliner Polizei zu o.g. Fällen zu übernehmen und sahen sich darauf hin mit Morddrohungen anonymer facebook-user konfrontiert.
Der Hase Klopfer aus dem Disney-Film "Bambi" hat es schön auf den Punkt gebracht:"Wenn man nichts Nettes zu sagen hat, soll man den Mund halten."
Der Berliner in mir drückt es etwas direkter aus:" Wenn'de keene Ahnung hast - einfach ma' Fresse halt'n !"
Klar darf man! In Deutschland sogar gesetzlich garantiert. Außerdem impliziert diese leicht trotzige Rechtfertigung ja, dass man vorher gedacht/nachgedacht hat. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer!
So manche tonale Absonderung läßt stark bezweifeln, dass der Betreffende die gefurchte Masse zwischen seinen Ohren benutzt hat. Oder noch schlimmer, dass trotz intensiver Einbeziehung aller zur Verfügung stehenden Synapsen nichts besseres dabei herauskam, als ein durchschnittlicher "BILD"-Artikel - Schlagworte, Halbwahrheiten und Parolen. Immer getreu der Devise:"Großflächig Gift versprühen und dann abwarten, wer getroffen aufheult!". Oder man treibt es auf die Spitze und gibt bestimmte Personen zum medialen Abschuß frei.
Diese hinterhältige Art und Weise, vermeintliche Gegner ins Abseits zu stellen, ist beileibe kein Kind der Neuzeit. Was früher romantisierend als Intrige oder Ränkelspiel bezeichnet wurde, feiert heute als mobbing, shitstorm und hatespeech fröhliche Auferstehung.
Die Anzahl derer, die sich offensichtlich keine Gedanken darüber machen, was ihre Wortentgleisungen für Konsequenzen haben könnten, ist wirklich erschreckend. Ebenso erschreckend wie die "Qualität" der rhetorischen Rundumschläge und das sinkende Alter der Protagonisten.
Was ich z.B. neulich in der Umkleidekabine unserer E-Jugend zu hören kriegte, ließ mir nicht nur die Kinnlade nach unten sacken. Wenigstens hatten die Jungs den Anstand, einen roten Kopf zu bekommen, als ich etwas direkter nachhakte, ob sie wirklich wüßten, was sie da gerade von sich gegeben hätten.
Die verheerende Bereitschaft, vermeintliche Fakten ungefiltert und sekundenschnell weiter zu verbreiten, beginnt im Schulalter. Die kleinste Andeutung reicht, um Mitschüler und Lehrer in kürzester Zeit an den öffentlichen Pranger zu stellen. Dass einige der Betroffenen diesem Druck der öffentlichen Zurschaustellung nicht gewachsen sind, so dass die Flucht aus der Schule, oder im schlimmsten Fall aus dem Leben, als einzige Rettung angesehen werden, wird dabei in Kauf genommen.
Fehlendes Unrechtsbewußtsein, der kollektive Zwang, immer "up to date" zu sein, gepaart mit den technischen Möglichkeiten unserer vernetzten Welt, bereiten den Nährboden für Verleumdung und Vorverurteilung. Ob der Wahrheitsgehalt vermeintlicher "Fakten" einer späteren Überprüfung standhält, spielt dabei keine Rolle. Shit happens!
Doch welche Faktoren spielen noch eine Rolle, um aus einem geltungssüchtigen Pennäler einen späteren Pegida-Mitläufer zu machen, der nicht in der Lage ist, mit eigenen Worten zu beschreiben, was er gerade lautstark skandiert hat?
Der Drang nach Wissen ist eigentlich eine löbliche Eigenschaft. Wenn sich dieser Wissensdrang allerdings ausschließlich auf die Bereiche Skandal, Sexualverhalten meines Nachbarn oder Klatsch und Tratsch aus der Welt der Reichen und Schönen beschränkt, verabschiedet sich das Individuum aus der Gemeinschaft vernunftbegabter Wesen.
Nichts gegen investigativen Journalismus! Schwere Verfehlungen aus Politik und Wirtschaft gehören natürlich ans Licht der Welt gebracht!
Aber wen interssiert es, ob Popsternchen A Cellulite, Prominenter B eine heimliche Geliebte oder Politiker C eine anders gelagerte sexuelle Präferenz hat?! Und muss dieses unnütze Wissen tausendfach geposted, geliked und getwittert werden? (Dass ich sowas mal schreiben würde!?)
Was passiert, wenn diese kommunikative Verbreitungsmentalität auf tagespolitisch relevante Themen prallt?
In Berlin gab es jüngst dazu zwei typische Beispiele.
Der 1.Fall betraf ein 13-jähriges russisch-stämmiges Mädchen, dass ausgesagt hatte, von arabischen Männern festgehalten und vergewaltigt worden zu sein. Weil während der Befragung des Mädchens einige Ungereimtheiten zum Tathergang zu Tage traten, entschied sich die Berliner Polizei, aus Rücksicht auf laufende Ermittlungen und die Persönlichkeitsrechte des Mädchens, nicht weiter von Vergewaltigung zu sprechen. "Lüge! Vertuschung!", schrie die aufgebrachte russische community und entfachte einen medialen Dauersturm, der sogar den russischen Außenminister auf den Plan rief.
(Während ich das hier schreibe, trudelt die Meldung herein, dass sich das Mädchen die komplette Geschichte ausgedacht hat, um ihr Fernbleiben von Zuhause zu rechtfertigen.)
Der 2.Fall betraf einen syrischen Flüchtling, der wegen der unzumutbaren Bedingungen am Berliner LAGESO verstorben war. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Der Verein "Moabit hilft" und die Berliner Grünen spannten sich freiwillig mit breiter Brust vor den Karren und verkündeten, dass so ein Vorfall nur eine Frage der Zeit war und nun Köpfe rollen müßten. Die Betroffenheitsmaschinerie war noch gar nicht richtig ins Rollen geraten, als man kleinlaut eingestehen mußte, dass der vermeintliche Tote ein Fantasieprodukt eines offensichtlich überforderten Flüchtlingshelfers war.
SO WIRD POLITIK GEMACHT!
Warum soll man sich mit langwieriger Ermittlungsarbeit befassen, wenn die "Wahrheit" für alle nachvollziehbar quasi auf der Hand liegt?
Und warum sollte man diesen Erkenntnissgewinn nicht mit anderen teilen dürfen? Dann brauchen die sich doch nicht erst mühsam in die Materie einarbeiten!
Einfache Antworten sind für einfache Menschen. Aber die heutige Welt ist nicht einfach! Sie ist hoch kompliziert und komplex.
Wer für schwierige gesellschaftliche Probleme einfache Lösungen parat hält, ist entweder ein Genie oder ein Demagoge. Wenn ich mir die Redner bei Pegida und AfD ansehe, fällt mir kein Grund ein, sie der ersten Gruppe zuzuordnen.
Und was ist mit den mobilisierten Massen, die mit glänzenden Augen auf die Rednerpulte starren,weil sie glauben, da vorn stünde Einer, der endlich das ausspricht, was man selber schon die ganze Zeit gedacht hat? Verhalten sie sich im normalen Alltagsleben genauso? Verhindern sie dort drohende Diskussionen auch, indem sie ihrem Gegenüber von vornherein jegliche Legitimation absprechen, so wie bei ihren montäglichen "Lügenpresse! Lügenpresse!"-Ritualen?
Wer sich ungefragt zu Wort meldet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass seine Äußerungen zwar vom Gesetz zur Meinungsfreiheit gestattet sind, er aber trotzdem wegen daraus entstehenden Konsequenzen zur Rechenschaft gezogen werden kann! So wie wir alle auf diesem Portal, die der Meinung sind, dass ihre geistigen Ergüsse irgendeine Relevanz für die Gesellschaft haben.
Jeder darf sagen, dass er die Band X und den Fußballverein XY Scheiße findet, oder dass er mit der Politik von XYZ nicht einverstanden ist, dass er mit Muslimen genauso wenig etwas anfangen kann wie mit Veganern und dass er beim Anblick von Dieter Bohlen am liebsten seinen Fernseher zerkloppen würde.
Aber niemals, NIEMALS, sollte man sich dazu hinreißen lassen, seine eigene Meinung als alleingültig zu postulieren und allen, die anderer Meinung sind, psychische und physische Gewalt anzudrohen!
Das beginnt mit mobbing in der Schule oder auf Arbeit, und endet mit Morddrohungen gegen ungeliebte Politiker und Journalisten.
Und jeder, der seinen "Find ich gut!"-Button unter ein "Dem müßte mal die Fresse poliert werden!" setzt, darf sich nicht wundern, wenn er irgendwann Besuch vom Staatsanwalt erhält.
Die Berliner Zeitung ist jetzt (ENDLICH!) diesen Weg gegangen und hat angekündigt, jegliche weiteren Gewaltandrohungen gegen seine Journalisten zur Anzeige zu bringen. Diese hatten sich nämlich "erdreistet", den offiziellen Sprachgebrauch der Berliner Polizei zu o.g. Fällen zu übernehmen und sahen sich darauf hin mit Morddrohungen anonymer facebook-user konfrontiert.
Der Hase Klopfer aus dem Disney-Film "Bambi" hat es schön auf den Punkt gebracht:"Wenn man nichts Nettes zu sagen hat, soll man den Mund halten."
Der Berliner in mir drückt es etwas direkter aus:" Wenn'de keene Ahnung hast - einfach ma' Fresse halt'n !"
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