Samstag, 19. September 2015
Ich wär' so gern Schriftsteller
Ich habe eine große Leidenschaft - das Lesen. Die Kunst, reale oder fiktive Geschehnisse durch die Kraft der Worte zum Leben zu erwecken, fasziniert mich. Dabei schwimme ich, anders als beim Musikgeschmack, meistens mit dem Strom. Doch nicht überall wo Bestseller drauf steht, steckt auch tatsächlich einer drin. Das Gefühl, die Bestsellermacher hätten die gleichen Drogen konsumiert wie die Schreiberlinge, die ihr Machwerk plötzlich auf den Olymp katapultiert sehen, beschleicht mich meines Dafürhaltens viel zu oft.
Zuletzt geschehen bei "Irma" von Tex Rubinowitz. Angekündigt als DER Gegenwartsroman, entpuppt sich das Ganze als schlecht geschriebene Biographie, die zur Farce entartet, weil nicht mehr erkennbar ist, was real und was fiktiv ist. Und damit kann man auch noch Geld verdienen!
So wie George R.R. Martin, der als Autor der "Game of Thrones" Serie bestimmt sein Auskommen hat, durch seinen Schreibstil aber nicht mein Herz erweichen konnte. Er teilte das Los anderer Koryphäen seiner Zunft, die als Höchststrafe aus meinem Bücherregal verbannt und einem ungewissen Schicksal in der Gemeindebibliothek ausgesetzt wurden.

Das könnte ich doch bestimmt besser! Bilde ich mir jedenfalls ein. Doch die Zweifel nagen. Selbst wenn sich ein Verlag finden sollte, der meine geistigen Ergüsse zwischen zwei Buchdeckel presst; wer soll das lesen? Wer gibt sich mit einer Kopie zufrieden, wenn er das Original haben kann?
Jedes Genre hat seine Platzhirsche, die ich mit einer Bewunderung lese, dass jeder Gedanke, es ihnen gleich tun zu können, ad absurdum geführt werden muss.

Nehmen wir mein Lieblingsgenre - die Fantasy. Unangefochten an der Spitze - Markus Heitz. Von den Zwergen über die Ulldart-Reihe bis zu den Totsehern von Onairos und Co. - unübertroffene Schreibkunst!
Knapp dahinter Sergej Lukianenko, der mit seiner Wächter-Reihe einen Meilenstein gesetzt hat. Und Science Fiction kann der auch.
In seinen Büchern wie "Spektrum" und "Weltengänger" führt er konsequent Gedankengänge weiter, die vor langer Zeit von DDR-Autoren wie Karl-Heiz Tuschel, Klaus Frühauf und Alexander Kröger in die Welt gesetzt wurden. Fremde Welten und Zivilisationen in einer Detailtreue, dass sie kaum noch als Fiktion zu erkennen sind.

Womit wir fließend den Übergang zu den High-Tech-Visionen der Cyber-Generation finden. Als Speerspitze fungieren hier Daniel Suarez (Daemon), Marc Elsberg (Zero) und natürlich Frank Schätzing (Lautlos/Limit). Allen gemein ist eine furchterregend realistische Zuspitzung des technologischen IST-Zustandes, basierend auf einer umfassenden Recherche-Arbeit, die wie im Falle von Frank Schätzing's "Der Schwarm" sogar für ein grandioses Sachbuch (Nachrichten aus einem unbekannten Universum) reicht. ( Das meiner Meinung nach als Schulbuch eingesetzt werden sollte! )

Was hätten wir noch? Realsatire und Humor - auch schon besetzt. David Safier (Mieses Karma), Tommy Jaud (Hummeldumm), Timur Verdes (Er ist wieder da), Francois Saintonge (Dolfi und Marilyn), usw., usw.

Wäre noch der Krimi. Wurde leider auch schon von den ganz Großen beackert. Leute wie Val McDermid, Jussi Adler-Olsen, Stieg Larsson oder Philip Kerr sprechen für sich.

Vieleicht geht's ja noch eine Spur härter?! Sackgasse - am Ende warten Richard Laymon und der Großmeister Stephen King.

Historische Romane? Eine Auflistung der relevanten Autoren würde diesen Rahmen sprengen. Als Beispiele vieleicht Jack Whyte (Die Templer), Noah Gordon (Der Medicus) und Ken Follet, der Genre-übergreifend der Belletristik seinen Stempel aufgedrückt hat.

Eimal in's Schwärmen geraten, fallen mir noch etliche Namen ein, die es wert sind, aus der Privatheit meines Bücherregals in's kollektive Bewußtsein zu treten: Catherine Jinks, Robert Harris, Andreas Brandhorst, Dan Brown, Naomi Novik,....

Es ist zum Verzweifeln! So wie es aussieht, wurde schon jedes Thema behandelt, jede Nuance bis in's kleinste Detail filettiert, jeder Geitesblitz für die Ewigkeit auf Papier gebannt. ( AUF PAPIER! )

Obwohl! Manchmal erhebt sich der Phönix aus der Asche und drängt sich z.B. mit einem fantastischen Konglomerat aus Absurdität und Sprachwitz ( Jonas Jonasson "Der Hundertjährige der aus dem Fenster stieg und verschwand" ) ganz an die Spitze der Bestsellerlisten.

Es gibt also Hoffnung! Lebenserfahrung, gepaart mit Fantasie, Witz und handwerklicher Fleißarbeit - fertig! Das kann doch nicht so schwer sein!

Oder?

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