... newer stories
Sonntag, 10. Mai 2015
Feindliche Übernahme
dorn im auge, 22:26h
Seit einiger Zeit geistert eine Kampagne durch die Medien - Industrie 4.0. Automatisierung der Produktion. Unternehmer fabulieren mit glänzenden Augen von Effizienzsteigerungen und Kostenersparnissen.
Das sollte jeden Normalbürger hellhörig werden lassen! Worum geht es also?
Stephan Kaufmann hat am 2.5.15 in der BERLINER ZEITUNG dazu einen treffenden Artikel geschrieben. Hier einige Auszüge:
>> Sie sind die Herren des Geldes, gefürchtet und bewundert in aller Welt: die Börsenhändler. Von ihren Entscheidungen hängen Konzerne ab, Arbeitsplätze sogar die Finanzen ganzer Staaten. Doch... nach und nach werden sie ersetzt - durch Maschinen. Automatisierte Handelssysteme erledigen in Deutschland bereits rund die Hälfte aller Aktiengeschäfte,.... Computer handeln mit Computern. Ohne Menschen.<<
>>...jedoch liegt die Gefahr nicht in den zunehmenden Fähigkeiten der Automaten, sondern im Zweck, zu dem die Unternehmen sie einsetzen: Es geht darum, Kosten zu senken, die Produktion zu rationalisieren, Gewinn und Umsatz zu erhöhen.<<
>>In der Realität bedrohen sie...Arbeitsplätze. Damit bringen sie das gesamte ökonomische System ins Wanken - von den Steuereinnahmen über die Einkommen bis zur Verteilung.<<
>>...die Preise für Industrieroboter sind zwischen 1993 und 2007 um 80 Prozent gefallen. Damit werden sie zu Kostenkonkurrenten der Beschäftigten. Ergebnis: 45 bis 60 Prozent aller Jobs in Europa sind von Automatisierung bedroht, schätzt Jeremy Bowles vom Bruegel-Institut.<<
>>Die fortschreitende Rationalisierung leitet die Einkommen vermehrt zu der kleinen Gruppe, die die Technik besitzt: die Unternehmer, die Konzernchefs, die Vermögenden, die Aktionäre. Ihnen gehört der Gewinn.<<
>>Der Wettbewerb um höhere Produktivität untergräbt das System.<<
>>Denn wer keinen Job hat, hat kein Einkommen und zahlt auch keine Einkommenssteuer, im Gegenteil: Er braucht Lohnersatzleistungen. ... Und wer kauft all die Dinge, die die Maschinen herstellen? Die Roboter jedenfalls nicht.<<
>>Was tun? Eine Idee ist die Absenkung der Arbeitskosten, damit Beschäftigte in der Kostenkonkurrenz mit den Automaten bestehen können. ... Die permanente Lohnsenkung kann allerdings nicht die Lösung sein, da sie die Grundprobleme eher verschärft: Teilung in Arme und Reiche, sinkende Steuereinnahmen. Daher fordern andere eine grundlegende Umverteilung der Steuerlast: Durch stärker progressive Steuersätze könnte der Staat sich den Reichtum dort aneignen, wo er vermehrt anfällt.<<
>>Auch beim Arbeitsangebot wäre der Staat gefragt. Durch eine radikale Arbeitszeitverkürzung könnte das Anwachsen der Arbeitslosen verlangsamt werden. Über eine Reform des Bildungswesens mit einer Konzentration auf hochqualifizierte Tätigkeiten könnten größere Teile der Bevölkerung an der technologischen Entwicklung teilhaben.
Für den abgehängten Rest, so ist sich der amerikanische Vordenker Marshall Brain sicher, bleibt allerdings nur eine Lösung: Die Entkopplung von Arbeit und Einkommen durch ein bedingungsloses Grundeinkommen, das jeder erhält der keinen Lohn bezieht. ... US-Ökonom Cordell: "Wir müssen die Beschäftigung als Form der Einkommenserzielung in Frage stellen."<<
>>Tatsächlich ... geht die Politik in den vergangenen Jahrzehnten genau in die entgegengesetzte Richtung: Steuern für Unternehmen und Vermögende werden eher gesenkt, der Druck auf Arbeitslose erhöht und Sozialprogramme gestrichen. ...
Martin Ford, der ein Buch zu den ökonomischen Folgen der Automatisierung geschrieben hat: "Wir sind dabei, die letzten Sicherheitsnetze zu zerstören."<<
Ich weiss nicht wie es euch geht, ich habe eine sehr zwiespältige Meinung zu diesem Thema. Ist es übertriebene Hysterie oder steht uns wirklich eine neue Epoche der Maschinenstürmer bevor? (Dazu gibt es ein geiles Lied von AND ONE !)
Sollten wir unserem maschinisierten Kollegen ein's auf die Nuss geben oder lieber dem Chef, der ihn gegen uns ausspielt?!
scientia potentia est
Das sollte jeden Normalbürger hellhörig werden lassen! Worum geht es also?
Stephan Kaufmann hat am 2.5.15 in der BERLINER ZEITUNG dazu einen treffenden Artikel geschrieben. Hier einige Auszüge:
>> Sie sind die Herren des Geldes, gefürchtet und bewundert in aller Welt: die Börsenhändler. Von ihren Entscheidungen hängen Konzerne ab, Arbeitsplätze sogar die Finanzen ganzer Staaten. Doch... nach und nach werden sie ersetzt - durch Maschinen. Automatisierte Handelssysteme erledigen in Deutschland bereits rund die Hälfte aller Aktiengeschäfte,.... Computer handeln mit Computern. Ohne Menschen.<<
>>...jedoch liegt die Gefahr nicht in den zunehmenden Fähigkeiten der Automaten, sondern im Zweck, zu dem die Unternehmen sie einsetzen: Es geht darum, Kosten zu senken, die Produktion zu rationalisieren, Gewinn und Umsatz zu erhöhen.<<
>>In der Realität bedrohen sie...Arbeitsplätze. Damit bringen sie das gesamte ökonomische System ins Wanken - von den Steuereinnahmen über die Einkommen bis zur Verteilung.<<
>>...die Preise für Industrieroboter sind zwischen 1993 und 2007 um 80 Prozent gefallen. Damit werden sie zu Kostenkonkurrenten der Beschäftigten. Ergebnis: 45 bis 60 Prozent aller Jobs in Europa sind von Automatisierung bedroht, schätzt Jeremy Bowles vom Bruegel-Institut.<<
>>Die fortschreitende Rationalisierung leitet die Einkommen vermehrt zu der kleinen Gruppe, die die Technik besitzt: die Unternehmer, die Konzernchefs, die Vermögenden, die Aktionäre. Ihnen gehört der Gewinn.<<
>>Der Wettbewerb um höhere Produktivität untergräbt das System.<<
>>Denn wer keinen Job hat, hat kein Einkommen und zahlt auch keine Einkommenssteuer, im Gegenteil: Er braucht Lohnersatzleistungen. ... Und wer kauft all die Dinge, die die Maschinen herstellen? Die Roboter jedenfalls nicht.<<
>>Was tun? Eine Idee ist die Absenkung der Arbeitskosten, damit Beschäftigte in der Kostenkonkurrenz mit den Automaten bestehen können. ... Die permanente Lohnsenkung kann allerdings nicht die Lösung sein, da sie die Grundprobleme eher verschärft: Teilung in Arme und Reiche, sinkende Steuereinnahmen. Daher fordern andere eine grundlegende Umverteilung der Steuerlast: Durch stärker progressive Steuersätze könnte der Staat sich den Reichtum dort aneignen, wo er vermehrt anfällt.<<
>>Auch beim Arbeitsangebot wäre der Staat gefragt. Durch eine radikale Arbeitszeitverkürzung könnte das Anwachsen der Arbeitslosen verlangsamt werden. Über eine Reform des Bildungswesens mit einer Konzentration auf hochqualifizierte Tätigkeiten könnten größere Teile der Bevölkerung an der technologischen Entwicklung teilhaben.
Für den abgehängten Rest, so ist sich der amerikanische Vordenker Marshall Brain sicher, bleibt allerdings nur eine Lösung: Die Entkopplung von Arbeit und Einkommen durch ein bedingungsloses Grundeinkommen, das jeder erhält der keinen Lohn bezieht. ... US-Ökonom Cordell: "Wir müssen die Beschäftigung als Form der Einkommenserzielung in Frage stellen."<<
>>Tatsächlich ... geht die Politik in den vergangenen Jahrzehnten genau in die entgegengesetzte Richtung: Steuern für Unternehmen und Vermögende werden eher gesenkt, der Druck auf Arbeitslose erhöht und Sozialprogramme gestrichen. ...
Martin Ford, der ein Buch zu den ökonomischen Folgen der Automatisierung geschrieben hat: "Wir sind dabei, die letzten Sicherheitsnetze zu zerstören."<<
Ich weiss nicht wie es euch geht, ich habe eine sehr zwiespältige Meinung zu diesem Thema. Ist es übertriebene Hysterie oder steht uns wirklich eine neue Epoche der Maschinenstürmer bevor? (Dazu gibt es ein geiles Lied von AND ONE !)
Sollten wir unserem maschinisierten Kollegen ein's auf die Nuss geben oder lieber dem Chef, der ihn gegen uns ausspielt?!
scientia potentia est
... link (0 Kommentare) ... comment
... older stories